Kohlenhydrate beim Hund: Tipps von den Expertinnen von fellomed

Schon im letzten Jahr haben die Tierärztinnen und Gründerinnen von fellomed Dr. Stefanie Mallmann und Dr. Iris Wagner-Storz ihr Expertenwissen zum Thema "Allergien beim Hund" mit uns geteilt. Fellomed ist ein Gesundheitsportal, das hochwertige Informationen von Tierärzten für Tierbesitzer von Hunde und Katzen bereitstellt. 

Für den zweiten Artikel von fellomed für TeneTRIO, haben wir Iris und Stefanie gebeten, uns ein paar Fragen zum Thema "Kohlenhydrate für den Hund" zu beantworten.

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TeneTRIO: Was sind Kohlenhydrate?

Kohlenhydrate sind eigentlich nichts anderes als Zuckermoleküle. Das klingt jetzt erst mal wahnsinnig ungesund, aber es kommt bei Kohlenhydraten ganz darauf an, aus wie vielen Zuckermolekülen sie bestehen. Wenn wir „Zucker“ hören, denken wir meist an „ungesunden“ Einfach- oder Zweifachzucker (Mono- und Disaccharide). Typische Vertreter sind hier Traubenzucker, Fruchtzucker oder Haushaltszucker. Diese Kohlenhydrate schmecken süß und kommen daher oft auch in Süßigkeiten vor.

Im Zusammenhang mit der Ernährung von Hunden sind mit Kohlenhydraten allerdings meist Mehrfachzucker (Polysaccharide) gemeint. Als typischer Vertreter ist hier den meisten die „Stärke“ ein Begriff. Man findet Stärke u.a. in Getreide, Kartoffeln, Reis und Hülsenfrüchten. Aber auch viele Ballaststoffe (wie Zellulose, Inulin und Pektin) sind aus chemischer Sicht Mehrfachzucker, also Kohlenhydrate.

TeneTRIO: Welche Aufgaben haben Kohlenhydrate im Körper von Hunden?

Die Hauptaufgabe von Kohlenhydraten im Körper ist die Bereitstellung von Energie. Einfache Zucker können schnell aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden. Komplexe Mehrfachzucker müssen dagegen erst durch Verdauungsenzyme aufgespalten werden, bevor sie vom Körper verwertet werden können. Dabei entstehen Glucose-Moleküle – eine wichtige Energiequelle, die von den meisten Körperzellen verwendet werden kann. Manche Zellen, wie Nerven- oder Gehirnzellen, sind sogar auf Glucose angewiesen, um normal zu funktionieren. Auf der anderen Seite kann Glucose aber auch in Form von Glykogen im Körper gespeichert werden. Frisst ein Hund mehr, als er Energie verbraucht, kann das dann unangenehme Folgen haben: das gespeicherte Glykogen wird in Fett umgewandelt und kann so schließlich für Übergewicht sorgen.

Kohlenhydrate in Form von Ballaststoffen sind ebenfalls wichtig für den Körper des Hundes, allerdings erfüllen diese eine andere Aufgabe. Sie sind zum größten Teil unverdaulich, d.h. sie können vom Körper des Hundes nicht aufgespalten oder aufgenommen werden, sie bleiben also im Darm. Sie können viel Wasser binden, was einerseits das Sättigungsgefühl erhöht, andererseits aber auch die Magen-Darm-Bewegungen anregt. Außerdem dienen sie teilweise als Präbiotika, also als Nahrung für die wichtigen und „guten“ Bakterien der Magen-Darm-Flora. Insgesamt tragen Ballaststoffe dadurch zu einem gesunden Verdauungssystem bei.

TeneTRIO: Braucht ein Hund Kohlenhydrate?

Jein. Hunde sind sogenannte Omnivoren, also Allesfresser. Sie können sowohl aus Kohlenhydraten als auch aus Fett und Proteinen (Eiweiß) Energie ziehen. Sie sind also nicht zwingend auf Kohlenhydrate in ihrer Nahrung angewiesen. Auf der anderen Seite sind Kohlenhydrate in der Nahrung aber durchaus sinnvoll. Das Verdauungssystem unserer Hunde hat sich im Laufe der Jahrhunderte perfekt an die Kohlenhydrat-Verwertung angepasst. Es ist für sie deutlich aufwendiger, aus Proteinen die nötige Energie herauszuziehen als aus Kohlenhydraten.

Im Moment ist in vielen Futtersorten sehr viel Protein enthalten und nur wenig Kohlenhydrate, da diese einen schlechten Ruf haben – aus ernährungsphysiologischer Sicht allerdings fälschlicherweise.

Tatsächlich ist es nämlich gar nicht so sinnvoll, Kohlenhydrate durch Protein bzw. Fleisch zu ersetzen. Denn beim Abbau von Proteinen entsteht Ammoniak, welches in der Leber entgiftet und v.a. als Harnstoff über die Nieren ausgeschieden wird. Das kann gerade bei Hunden mit Leber- oder Nierenproblemen zu einer starken Belastung des Organismus führen. Erhält ein Hund zu viel Eiweiß mit dem Futter, ist es außerdem möglich, dass es in größerem Umfang in den Dickdarm gelangt. Dort kann es dazu führen, dass sich schädliche Darmbakterien, wie Clostridien, vermehren (Dysbiose/Dysbakterie). Als Folge kann es zu weichem Kot, Blähungen und Durchfall kommen. Ein „zu viel“ an Protein ist im schlimmsten Fall also sogar schädlich für den Hund.

Kohlenhydrate als Energielieferanten machen in Hundenahrung deswegen also durchaus Sinn. Das gleiche gilt für Kohlenhydrate im Hundefutter, die als Ballaststoffe fungieren: Nicht zwingend notwendig, aber gut für die Verdauung.

TeneTRIO: Wie sieht die Versorgung mit Kohlenhydraten bei einem gesunden Hund im Optimalfall aus?

Andersherum erklärt: Im Idealfall sollte Hundenahrung gerade so viel hochwertiges Protein enthalten, dass der Bedarf der Hunde gut gedeckt ist. Überschüssiges Eiweiß kann nicht wirklich gespeichert werden und wird abgebaut – mit all den erwähnten möglichen Folgen für den Körper.

Aus diesem Grund ist es durchaus sinnvoll, wenn Hundefutter nicht einfach nur ganz viel Fleisch bzw. Protein enthält, sondern auch eine größere Menge einer guten, gesunden Kohlenhydratquelle, die den Energiebedarf des Hundes deckt.

Leider ist es als „Laie“ aber oft gar nicht so einfach zu erkennen, wieviel Kohlenhydrate in einem Futter enthalten sind. Im Gegensatz zum Protein- und Fettgehalt wird der Kohlenhydratanteil bei Futtermitteln nämlich meist nicht aufgeführt. Und nicht jeder Hersteller gibt so offen an, wieviel Reis, Kartoffeln o.ä. verwendet werden, wie ihr von Tenetrio!

Die TierÄrztinnen von Fellomed geben Tipps zu Kohlenhydraten beim Hund

Wir bedanken uns noch einmal bei den Mädels von Fellomed. Es war ein super informatives Interview! Hast du noch weitere Fragen rund um die Ernährung deines Hundes? Dann schreib uns gerne einen Kommentar oder eine Nachricht und wir antworten dir schnellstmöglich.

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  • Der Artikel ist sehr informativ

    Leider fehlen mengenangaben für den Kohlehydratanteil im Futter. Muss ich selbst beimischen. Außerdem würdemich interessieren, ob das Futter bei Autoimmunerkrankung hilft.
    mfg